Meiningen (Sachsen, heute Thüringen)

(15. Januar bis 19. Februar 1886)

 


Meiningen, Schloß Elisabethenburg

(»Ihre Hoheit«)

 

Im herzoglichen Schloß Elisabethenburg wohnte auch Prinzessin Marie Elisabeth, die das unmittelbare Vorbild des Porträts von Maria Carolina in der Novelle »Ihre Hoheit« (Bang, Romane und Novellen 7, S. 75–152) darstellte. Bang berichtet von ihr: »Sie ist nicht mehr jung, die Prinzessin. Einige zwanzig Jahre starrte sie schon durch diese schmalen Scheiben auf die Höhen des Herrnbergs; sprach die kalte Sprache der Etikette über die gleichgültigen Dinge eines kleinen höfischen Lebens; wurde Schirmherrin der Bürgerbazare und tanzte Jahr für Jahr die Ehrenpolonaise auf den drei Hofbällen, die immer am selben Tag stattfanden: dem Namenstag des herzoglichen Vaters, ihrem eigenen Geburtstag und dem Neujahrstag.« (Bang, Romane und Novellen 7, S. 342). 

(Bild: DF, Juli 2009)

 


Ehemaliges Hotel Erbprinz

(Der Eingang befand sich damals – nicht wie heute an der Ecke – unter dem hervorkragenden Balkon)

 

Als Herman Bang aus Berlin (wegen einiger kritischer Bemerkungen über Porträts der deutschen Kaiserfamilie) ausgewiesen wurde, reiste er nach Meiningen, der Residenzstadt Sachsen-Meiningens. Meiningen war zu Zeiten des »Theaterherzogs« Georg II. (reg. 1866 bis 1914) wegen seines fortschrittlichen Theaters in ganz Europa berühmt. Hier lernte Bang auch seinen Freund und Geliebten Max Eisfeld kennen. Bang war die etwa sechs Wochen seines Aufenthalts in Meiningen im Hotel Erbprinz untergekommen. Aber auch aus Meiningen wurde er auf Druck Berlins ausgewiesen; er konnte jedoch seine Hotelrechnung nicht bezahlen und mußte etwa die Hälfte seiner Habe als Pfand zurücklassen, um nach München/Wien/Prag weiterreisen zu können.

(Bild: DF, Juli 2009)

 

 

Ehemaliges Hotel Erbprinz (Neubau nach dem Stadtbrand von 1874)

 

Zwei »Meininger Briefe«, die in »Bergens Tidende« unter dem Pseudonym »Armand« erschienen sowie im Kapitel »Ausgewiesen aus Deutschland« (»Wechselnde Themen – Zehn Jahre/Erinnerungen und Begebenheiten«, S. 435–437) schildert Bang – wieder einmal mit spitzer Feder – seine Eindrücke und Erfahrungen in Meiningen. »Die Tage nahmen ihren Lauf. Die Hofschauspieler gingen zur Probe und von der Probe ins Hotel, ihr Bier zu trinken. Ihre Wege waren die Ereignisse des Tages. Die Leute folgten ihnen mit den Augen durch die ganze Stadt. Die Residenz hat nur eine Straße, wo die Türen aller Hoflieferanten leise in ihren Angeln vor sich hinrosten. Abends war die Stadt im Theater.« (a.a.O., S. 435).

(Bild: DF, Juli 2009)