Schandau (Sachsen) (Juli/August 1881)

 

 

(Bad) Schandau

 

Schandau (seit 1920 Bad Schandau) war schon zu Bangs Zeiten ein beliebter Kurort in der Sächsischen Schweiz mit damals etwa 3 000 Einwohnern. Viele Skandinavier pflegten dort ihre Sommerfrische zu verbringen, da Schandau nach Bau der Eisenbahn Dresden–Pirna–Tetschen–Prag (1851) guten Anschluß nach Kopenhagen hatte. Die Lage an der Elbe mit der Möglichkeit von Schiffsausflügen nach Böhmen und flußabwärts nach Dresden sowie die reichen Wandermöglichkeiten in der Sächsischen Schweiz lockten die dänische Oberschicht. Hinzu kam ihre Vertrautheit mit der deutschen Sprache und Kultur.

(Bild DF, September 2010)

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Villa Quisisana (Blick vom Park an der Elbe)

 

Am 29.12.1880 erhob der Polizeidirektor gegen Bangs Erstlingsroman »Haabløse Slægter« Anklage wegen Unzucht. C. Ferslew, der Herausgeber der Nationaltidende, wollte nicht, daß sein Mitarbeiter Bang Verhandlung und Urteil am 23. Juli 1881 in Kopenhagen miterleben mußte. Deshalb schickte er ihn im Juli/August 1881 nach Schandau, wo Ferslew selbst mehre Urlaube verbracht hatte. Dort sollte Bang sich von seinem durch die Ermittlungen bedingten physischen und psychischen Zusammenbruch erholen. Ende Juli erreichte ihn hier das erstinstanzliche Urteil des »Kjøbenhavns Criminal- og Politiret«, das auf eine Geldstrafe von 100 Kronen (ca. 1 000 €), ersatzweise 14 Tage Haft und endgültige Beschlagnahme des Buches lautete. Dieses Urteil wurde letztinstanzlich am 2.3.1882 vom Højesteret bestätigt.

(Bild: DF, September 2010)

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Villa Quisisana (Villa Sendig) von oben

 

Die Hotelpension war 1880 neu eröffnet worden; Bang mietete ein Zimmer mit Blick zu dem (damals doppelt so großen) Park an der Elbe. Trotz seiner Erkrankung und Erschöpfung blieb er nicht untätig; er besuchte die Festung Königstein, über die er am 17.7.1881 für die »Nationaltidende« die Reportage »Paa en Fæstning« schrieb und verfaßte am 24.7. den Nekrolog über »Vilhelm Topsøe«. Auch ein Bericht über das Leben im Hotel sowie einen Ausflug ins Kirnitzschtal entstammt seiner Feder (»25 °R«).

(Bild: DF, September 2010)