Tersløse (1872–1875)
Pfarrkirche des Dorfes Tersløse (2011)
Am 18. Januar 1872 trat Pfarrer Bang – gezeichnet von seiner schweren psychischen Erkrankung und vom Tod seiner Frau – seinen Dienst in Tersløse an. Herman Bang bekam zusammen mit seinem Bruder in der zehn Kilometer entfernten berühmten »Akademi« in Sorø einen Freiplatz im Internat, wo er dann 1875 sein Abitur machte. Der Unterricht dort schien ihm trocken und beeindruckte ihn wenig; die Natur um Terløse beeindruckt ihn jedoch sehr: »Wiesen so weit, wie das Auge reicht. Aber draußen am Horizont erheben sich die Felder in weichen Linien noch oben, vom Wald überzogen verschwimmt die sommerliche Landschaft. Hier können flüchtende Wolken flackernde Schatten über eine sonnendurch-
flutete Wiese werfen, hier steigt der Dampf des Gebräus der Moorfrau auf, so daß die ganze Gegend bis hin zum Waldessaum einem träumenden See gleicht, vom Nebel eingehüllt, bis hin zur Dämmerung. Und die Nachtigallen schlagen in den stillen Sommernächten überall in den hohen Hecken um die Höfe der Bauern.«
(Bild: © kirkefotos.dk)
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Pfarrkirche des Dorfes Tersløse (2011)
Pfarrer Bang hatte die Hoffnung, in Tersløse beruflich nicht so stark wie in Horsens beansprucht zu sein und deshalb mit seiner psychischen Erkrankung besser klar zu kommen. Leider erfüllte sich diese Hoffnung nicht: Am 1. Sonntag nach Ostern 1872 fand in dieser Kirche die Konfirmation Herman Bangs statt; während der Predigt begann Pfarrer Bang plötzlich ohne jeden Zusammenhang das Sprichwort »Das alte Weib und die Katze stritten sich um den Brei« zu zitieren und es auszulegen. Die beiden Söhne mußten ihren Vater von der Kanzel holen und aus der Kirche bringen. Sie eilten ins Nachbardorf und holten den dortigen Pfarrer, der den Gottesdienst zu Ende führte. Die psychische Erkrankung, an der Pfarrer Bang drei Jahre später starb, war voll ausgebrochen.
(Bild: © kirkefotos.dk)
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Pfarrkirche von Tersløse, vom Tersløsegaard (rechts im Bild) aus gesehen
Wenn Herman Bang in den Schulferien zu Hause war, besuchte er oft die Schriftstellerin und berühmte Molière-Übersetzerin Benedicte Arnesen-Kall, die auf dem Tersløsegaard
wohnte. Dieses Bild zeigt, daß der Tersløsegaard unweit der Kirche und des Pfarrhauses liegt (etwa 150 m). Bangs waren auch sonst oft bei Arnesen-Kall zu Gast. (Beachten Sie den Schattenwurf der
mächtigen Kastanie!).
(Bild: © Lone van Deurs)
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